Patagonien! Abenteuer pur

Eine Woche um mit Gästen eine gute Zeit in den wilden Bergen Patagoniens zu verbringen. Lange zu Fuß zu bewältigende Tagesetappen mit schwerem Rucksack, Nächte im Zelt, atemberaubende Ausblicke, Wanderungen durch die knorrigen Südbuchenwälder, Anstiege über zerrissene Gletscher und schwierige Morainenhänge stehen uns bevor. Das Team besteht aus drei Gästen, Anna, Susanne und Rainer sowie aus drei Guides, Martin Gumpold, Stefan Gatt und Stefan Brunner.

Start nach Plan

Gut vorbereitet und ausgerüstet ist es uns möglich gleich am ersten Tag in die Berge zu starten. Das Wetter, der meist entscheidende Faktor in Patagonien, sieht gut aus. Eine kurzweilige Taxifahrt bringt das sechsköpfige Team zur Brücke am Rio Electrico, von dort aus marschieren wir Richtung Piedra dell Fraile. Das erste Hindernis, eine Flussquerung, gestaltet sich nicht all zu schwierig. Der weitere Weg führt uns durch einen verzaubert anmutenden Wald. Dicke knorrige Bäume von der Witterung gezeichnet bestimmen für 1,5 Stunden unseren Pfad nach Piedra dell Fraile. Von nun an geht’s bergauf! 1000 Höhenmeter gilt es hinter sich zu bringen, um das Camp Piedra Negra zu erreichen.Die schweren Rucksäcke machen sich in den ersten Höhenmetern deutlich bemerkbar, trotzdem kommen wir gut voran. Einzig Anna kämpft etwas mit ihrer abklingenden Magenverstimmung und ist dadurch etwas geschwächt.

Stürmische Nacht

Bereits beim Aufstieg zum Camp regnet es leicht. In Piedra Negra stellen wir unsere Zelte auf die Plätze die uns am geeignetsten erscheine. Wir sind alleine im Camp. Der Komfort in Piedra Negra besteht aus, einer Wasserquelle und Zeltplätze hinter Steinmauern die Windschutz bieten sollten. Die restliche Ausrüstung, für eine erholsame Nacht im Freien, findet sich in unseren Rucksäcken. Das Kochen ist nur wenig Aufwand für uns und kann bequem mit Jet-Boil und Trek’n Eat im Vorzelt abgehandelt werden. Es gibt Gemüsereis. Die Nacht ist sehr stürmisch, durchgehend Niederschlag und Wind mit sehr starken Böen. Es fällt schwer erholsamen schlaf zu finden. Am Morgen wird klar, dass das Zelt von Anna und mir, als einziges unbeschadet durch die Nacht gekommen ist. Die beiden anderen Zelte haben Löcher in der Zeltplane.

Windig geht es weiter

Auf die stürmische Nacht folgt ein nicht minder stürmischer Tag. Die Windstärke, die reparaturbedürftigen Zelte und Anna’s Erschöpfungszustand machen uns die Entscheidung leicht:
Kurztrip zum Passo Quadrado mit leichtem Gepäck, danach Abstieg zur Hütte in Piedra dell Fraile.
Den Kater „Tiger dell Fraile“ besuchen, Zelte reparieren und etwas Erholung für die ganze Truppe, um gestärkt einen weiteren Versuch an der Fitz Roy Runde zu starten. Bereits im Aufstieg zum Passo Quadrado ist der Wind so stark, dass es uns schwer fällt das Gleichgewicht zu halten. Jeder in der Gruppe wird mindesten einmal vom Wind umgestoßen, als Willkommensgruß.

Welcome to Patagonia!

Piedra dell Fraile

Nach der windigen Nacht und dem windigen Anstieg zum Passo sind wir froh in Piedra dell Fraile anzukommen. Zelte aufstellen, trocknen und reparieren. Danach etwas chillen in der Sonne und die Windfahnen auf der Guillaumet beobachten. Wir alle genießen die Ruhe und den anspruchslosen Komfort unseres Nachtlagers.

Wetterkrimi der Erste

Bergsteigen in Patagonien ist geprägt von meist widrigen Wetterbedingungen. Wer stabiles Schönwetter sucht ist mit einem anderen Reiseziel besser beraten, soviel ist klar. Um bestens über die letzten Entwicklungen des Wetters informiert zu sein haben wir ein Satelliten-Modem mit dabei. Der abgerufene Wetterbericht prophezeit unstabiles sehr durchwachsenes Wetter. Der Luftdruck ist zu niedrig, immer wieder ergiebiger Niederschlag und natürlich Wind. Wir trösten uns, dass wir diesmal nicht zum Klettern im Fitz Roy Massiv unterwegs sind sondern zum Gletscher-Trekken. Dafür wird das Wetter wohl reichen!? Der Bericht verspricht eine Sonnenperiode nach dem morgendlichen Niederschlägen, unser Hoffnungsfunke.

Es geht bergan

Am nächsten Nachmittag steht der Aufstieg in das Waldcamp an. Nur 400 Höhenmeter höher gelegen als unser jetziger Stützpunkt. Die Nacht in Piedra Negra ist noch nicht vergessen, daher bleiben wir lieber niedriger und vor allem im Wald. Der Lagerplatz ist perfekt geschützt vor Wind auch der Regen wird von dem Bäumen sehr gut abgehalten. Das Wetter scheint uns erträglich im Schutz des Waldes. Die wirkliche Wetterlage zeigt sich ein paar Minuten nach unserem morgendlichen Aufbruch sobald wir den Wald verlassen.

Ergiebiger Niederschlag mit teilweise unguten Windböen. Das gesamte Team steigt von dem Wetter unbeeindruckt bergauf. Jeder in seinem Tempo, sich quälend schleppend zum Passo Quadrado. Lange vor dem Passo Quadrado bin ich gänzlich durchnässt, bis auf die Haut. Dem restlichen Team geht es ähnlich, soviel zu Gore-Tex. In Bewegung bleiben ist die Devise nur mehr 2,5 Stunden bis die Sonne kommt laut Wetterbericht. Es geht über den Passo und runter zum Gletscher. Kurz vor dem Gletscher passiert genau das worauf wir so stark gehofft haben, es zeigt sich die Sonne. Die Stimmung im Team steigt jetzt sind alle überzeugt, dass wir unsere Rund um den Fitz Roy durchzuziehen können. Nass bis auf die Haut und voller Glücksgefühle stehen wir in den Bergen unserer Träume.

Unfall und Bergeaktion

Nach nur wenigen Minuten ohne Regen, fast ohne Wind, bei ungewohntem Sonnenschein rutscht Susanne aus. Ein Blick in das aschfahle Gesicht sagt klar, da ist etwas nicht in Ordnung. Sie kann den Fuß nicht belasten, nicht auftreten. Eine denkbar ungünstige Situation in einem unzugänglichen Gletscherbecken in Patagonien. Die Möglichkeit einer Hubschrauberbergung gibt es nicht. Es ist klar, wir müssen diese Situation als Gruppe lösen. Nach kurzer Beratung ist die Marschrichtung festgelegt. Wir müssen zurück, zurück über den Passo runter nach Piedra dell Fraile.
Stefan G. nimmt Susanne huckepack und stapft bergauf den Passo entgegen, Richtung Piedra dell Fraile, Richtung El Chaltén im weitesten Sinne. Martin, Rainer und ich wechseln uns mit den Rucksäcken von Stefan G. und Susanne ab. So schaffen wir es recht gut aber mühsam zum Passo Quadrado. Susanne wird viel getragen von Stefan G., teilweise krabbelt sie selber über die Gletscherschliffplatten um danach wieder huckepack bergauf zu reiten.

So vergeht einiges an Zeit bis wir alle gemeinsam über den Berg sind. Noch schnell die gut 1000 Höhenmeter nach Piedra dell Fraile runter mit schwerem Gepäck und in Fall von Stefan G. mit Susanne am Rücken und das Gröbste ist geschafft. Von hier ist ein Krankentransport mittels Quad am nächsten Tag möglich, Susanne’s Taxi in die Zivilisation. Susanne kann erstmal ihren Fuß für längere Zeit hochlagern und ruhigstellen. Eine Wohltat. Die Bergeaktion hat uns allen einiges abverlangt, da kommt uns eine erholsame Nacht im Zelt gerade recht.

Plan B

Nachdem Rainer zu Fuß, Susanne mit Mattimotto dem Quadfahrer Richtung El Chaltén aufgebrochen sind starten wir ebenfalls. Nicht nach El Chaltén, sondern Richtung Poincenot Camp.
Von dort geht es am nächsten Morgen zur Laguna de los tres und weiter zum Cerro Madsen 1806 Meter. Der Auf- und Abstieg ist für unser fünfköpfiges Team, leider ohne Susanne, keine große Herausforderung. Der Abstieg nach El Chaltén ist nur mehr eine Pflichtübung. In Gedanken sind wir bereits dort. Dort bei den Duschen, den Gaststätten, den Betten.

Abschluss

Bei einem ausgezeichneten Abendessen klingt unsere Patagonien-Woche aus. Neben dem Tiefpunkt, Susanne’s Verletzung die sich als Sprunggelenksfraktur herausstellt, sind wir alle Stolz die Notsituation aus gruppeneigener Kraft gelöst zu haben. Für Susanne steht die Genesung im Vordergrund. Am selben Tisch wird auch schon wieder über weitere gemeinsame Bergabenteuer gesprochen, unter anderem am österreichischen Großglockner.

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