Klettern im Polarkreis

Going North! Bodø, Lofoten, Fugløya.

Klettern im Land der Molte- und Heidelbeeren

Die beste Zeit um im hohen Norden zu klettern ist der August. Das war mir bereits bekannt von meinem Besuch in Tromsø¸ 2012. Das es im hohen Norden ab und zu auch im Sommer einmal regnet, ist somit auch nichts Neues. Der Fels trocknet in der Regel jedoch sehr schnell. Die Felsen die ich bei meinem ersten Besuch im hohen Norden erkunden durfte waren allesamt von bester Qualität. Daher viel es mir nicht schwer ja zu sagen, als Georg vom Bodø Klatreklubb mich einlud, um beim jährlichen Kletterfestival des Klatreklubbs auf der Insel Fugløya einen Vortrag zu halten. Das Festival findet wie jedes Jahr am ersten Wochenende im August, in der besten Kletterzeit, statt. Der Südteil der Insel Fugløya ist jedes Jahr bis 1.August aus Vogelschutzgründen gesperrt, denn hier brüten die wunderschönen und seltenen Papageientaucher.Auf den naheliegenden Lofoten lockt atemberaubende Kletterei über dem Meer auf perfektem Granit ohne Bohrhaken. Die Entscheidung fällt leicht. Da müssen wir hin. Also entschlossen, Gerda und ich, ein paar Tage vor dem Festival anzureisen, um die Lofoten zu erkunden.

Anreise, Zeltplatz und das Wetter

Der Flieger bringt und von Linz aus mit zweimal umsteigen nach Bodø. Nach einem kurzen Aufenthalt in Bodø geht es weiter mit der Fähre nach Svolvær und von dort aus mit dem Bus nach Henningsvær. Kurz vor Henningsvær schlugen wir unser Zelt direkt unter den Felsen auf. Am ersten Tag war uns das Wetter, Regen und Wind, nicht sehr zugetan. Daher erkundeten wir das Dorf und verbrachten einige Zeit in den Kaffees und den Läden des Dorfes. Der zweite Tag zeigte sich von einer weit besseren Seite. Wir konnten zwei kürzere eher leichtere Routen am Gandalf Felsen klettern.

Presten ein muss

Nach einer Nudelpartie im Camp starteten wir zum Presten, der längsten Wand in unserer Umgebung. Unser Ziel der Vestpillaren Bewertung: norwegisch 6 also UIAA 6+ bis 7-. Der spätere Start sollte uns vor Stau in der Route bewahren, immerhin ist es bereits 16 Uhr keine typische Zeit um zum Einstieg einer 12 Seillängen Route zu gehen, zumindest nicht in Österreich. Trotz unseres späten Aufbruchs treffen wir eine weitere Seilschaft am Einstieg. In den letzten Längen zum Gipfel können wir weitere Kletterer ausmachen. Wir warten. Die Dreierseilschaft am Einstieg ist nicht unbedingt die schnellste. Nach einer Stunde des Wartens entscheiden wir uns über eine andere Variante in die Route einzusteigen, um so die Seilschaft zu überholen. Die von uns gewählte Variante ist der Original Start der Route, deshalb fühlen wir uns kein bisschen schlecht und setzten unseren Plan in die Tat um. Seillänge um Seillänge klettern wir dem Gipfel entgegen. Ein paar Stellen sind noch nass in den einzelnen Längen, gesamt ist die Nässe jedoch kein Problem. Der Fels ist genial, die Linie logisch und das anbringen von Klemmgeräten ist einfach. Um circa 23 Uhr stehen wir am Gipfel des Presten. Kein Problem, da es im August hier nie wirklich dunkel wird. Der Abstieg ist langwierig, durch steiles nasses Gras geht es hinunter bis zum Meer. Nach etwas über einer Stunde ist auch das geschafft. Die nächsten drei Tage verbringen wir kletternd und bouldernd um Henningsvær. Danach brechen wir mit dem Bus auf nach Moskenes. Auf der Fahrt konnten wir die Schönheit der Lofoten nochmals bewundern. Von Moskenes mit der Fähre zurück nach Bodø.

Das Kletterfest

Zwei Tage später geht es auf die Insel Fugløya, wieder mit einer Fähre. Bereits im vorbeifahren mit der Fähre können wir die Felsformationen auf der Insel sehen. Viele Risse, wenig Gras, das sieht vielversprechend aus! Kurze Zeit nach unserer Ankunft beschließen Gerda und ich die Festivalroute noch heute zu klettern, da der Wetterbericht für die kommende Zeit eher nicht so toll aussieht. So starten wir wieder einmal eher spät, es ist bereits 19 Uhr. Nach zwei Seillängen in der Route zwingt uns jedoch die sich verschlechternde Wettersituation zum Rückzug. Der große Regen der am Meer draußen vorbeizieht bleibt uns erspart aber die Wolke in der wir feststecken wirft auch einiges an Feuchtigkeit aus. Zudem ist die Sicht schlecht und der Fels nicht nass aber doch feucht. In der Nacht beginnt es dann doch noch richtig zu regnen. Am nächsten Tag ist alles nass. Also ist bouldern angesagt. Die Blöcke sind schnell trocken und liegen oft direkt am Meer, ein geniales Ambiente.

Norwegischer Sommertag

Am Freitag ist das Wetter richtig gut, über 20° C, ein norwegischer Sommertag. Der Großteil der Festivalgemeinde begibt sich via Boot zum nördlichen Teil der Insel. Dort finden sich Kletterrouten im Trad Stil für jeden, von leicht bis schwer. Bohrhaken sehe ich dort jedoch keinen einzigen. Die Norweger haben diesbezüglich eine sehr strenge Ethik. Wir klettern drei Routen und insgesamt circa 8 Seillängen bevor der schöne Klettertag mit einem ordentlichen Regenguss zu Ende geht.

Raue See

Die Rückreise über die raue See ist für viele der Passagiere an Deck das Normalste. Zumindest macht es den Eindruck. Für mich war es ein besonderes Erlebnis, das hat man als Österreicher nicht alle Tage.

Mein Vortrag und die Party

Am Abend halte ich den Vortrag. Es geht um die Solobegehung des Tangerine Trip´s am El Capitan und um alle anderen Routen die ich an dieser Wand schon geklettert bin. Das Interesse an den Details ist sehr groß. Da die Festivalgemeinde fast ausschließlich aus Kletterern besteht, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Nachdem alle Fachfragen geklärt sind geht der Abend in eine kleine “warmup” Party über.

Die große Party steigt einen Tag darauf mit am Lagerfeuer gegrilltem Lamm, Volleyballturnier und für echte Wikinger gibt es noch gemeinsames Nacht-nackt-baden um 2 Uhr Früh bei leichtem Regen…

Sonntag – Hangovertime.

Das Festivalgelände wird aufgeräumt und ein geordneter Rückzug nach Bodø mit einem kleinem Boot beschließt das Ende der Festivitäten. Im August 2016 wird das Festival wieder stattfinden, wie uns der Bodø Klatreklubb versicherte.

Lust auf klettern im hohen Norden bekommen? 2016 gibt’s eine Kletterreise in die Lofoten anschließender Festivalbesuch möglich.

Eine detaillierte Liste mit dem verwendetem Klettermaterial bekommst du über unseren Newsletter.kS